Viva España, Tag 7 von Camosinhos nach Tui
Die innere Uhr scheint sogar den Wochenendmodus zu kennen! Biggis Wecker um 6:20 Uhr ist nur von Montag bis Freitag gestellt. Heute Morgen haben mich also meine Knochen um 7:30 Uhr geweckt, die keine Minute länger in dem viel zu weichen Bett hatten verweilen wollen. Die knarzende Badtür hat dann auch Biggi aus dem Land der Träume gezerrt…. Heute waren es seeeeehr überschaubare Kilometer und so konnten wir uns alle Zeit der Welt nehmen. Erstmal gemütlich frühstücken, anschließend packen und dann um 9 Uhr an die Schnellstraße stehen bis eine größere Lücke kommt um wagemutig auf die andere Seite zu kommen. Adrenalinkick für Hallo wach!
Der dunkle Wald von gestern Nacht wirkt in der Früh sehr viel weniger unheimlich. Im leichten Morgennebel vorbei am gestrigen Restaurant, haben wir den Camino wieder betreten. Kurz bevor wir die Ortschaft verlassen haben, sprang auf einmal ein scheinbar herrenloser Hund vor uns herum. Nachdem er uns begrüßt hatte lief er immer einige Meter voraus, hat gewartet um dann wieder vorauszulaufen. Dieses Spielchen ging bestimmt einen Kilometer, bis irgendwann die Besitzer uns überholt hatten und der süße Hund mit ihnen seine Wege ging. Aus der kleinen Ortschaft raus, ging’s entlang der Felder und einer Bahnlinie in Richtung España.
Die so schön angehende Idylle, entpuppte sich recht flott zur Tour-de-France Rennstrecke!!!! Abwechselnd ertönte von hinten erst eine Fahradklingel mit anschließendem Gruß „Bom Caminho“. Zumindest freundlich waren die Kamikazefahrer!
Irgendwann haben wir die Bahnstrecke gekreuzt und die Rennstrecke verlassen. Ab da wurde es wieder entspannter für uns.
Schon kurz vor Mittag haben wir Valença erreicht, die letzte Stadt vor der spanischen Grenze. Im asiatischen Philips erstand Biggi eine Hose, ich einen Gürtel 🙈
Den Kaffee im Supermarktbistro war ok, wenn auch das Ambiente eher unromantisch war. Aber woher sollten wir wissen, welch schöne Altstadt da noch auf uns wartet!!!! Wie man es macht, es ist verkehrt! Hofft man auf ein schöneres, kommt nix mehr, nimmt man die Gelegenheit war, kommt sicher was schöneres….
Aber gut, es gibt ja auch was anderes als Kaffee. Da zuviel Koffein nicht gesund ist, haben wir in Handtuchcity (20 Läden, davon verkaufen 19 1/2 Handtücher) eben ein Radler getrunken. Die letzten Meter in Portugal standen an. Durch eine total faszinierende Fortanlage, mit atemberaubenden Aussichten ging es Richtung Spanien.
Die Idylle wurde nur durch ne Gruppe von 4 Italo-Pilgern gestört, die eine wahre Freude daran hatten, ganz Valença mit ihrer Sprache zu beglücken und alle 2 Schritte ein Fotoshooting hatten. Entweder Beine in die Hand nehmen und fliehen oder solange rumtrödeln bis sie weit genug entfernt sind. Wir haben uns für das zweite entschieden!
Der Weg über die Brücke des Grenzflusses, Rio Miño erweckte in mir freudige Erwartung. Immerhin sind wir in ein paar Schritten in meiner 2. Heimat 😉
España, juhu!
Aber Tui erwartete uns mit aufgerissener Straße und einer riesigen Baustelle. Der allererste Eindruck war also nicht so charmant. Umso schöner, als es relativ schnell gleich wieder in die Natur ging, entlang am Rio Miño. Da Spanier grundsätzlich immer laut sein müssen, war klar, dass am Fluss mit kleinen, ultralauten und schnellen Motorbooten (ferngesteuert) die Ruhe zerstört werden muss 🙈 Noch 118 Kilometer bis Santiago ☺️
In der Mittagshitze, durch die Gemäuer schlängelnd, waren wir glücklich an der Kathedrale angekommen. Puh ist es ohne den Atlantikwind heiß. Hinter der Kathedrale müsste unser Domizil liegen, nur noch 50 Meter. Vor der Türe mussten wir dann aber feststellen, dass wir an der falschen Adresse waren! Der Name hat gepasst, Google Maps dachte wohl dieses wäre schöner (wäre es sicher auch gewesen, dafür aber 4x teurer), aber unser Hostal war noch etwas mehr als 1 Kilometer entfernt. Nicht schlimm, heute hatten wir noch genügend Kraft.
Das Hostal war schnell gefunden, zweckmäßig eingerichtet und ok. Super war, dass wir sogar einen Balkon hatten um unsere Wäsche rauszuhängen und der Ausblick war auch Mega.
Ein Sprung unter die Dusche tat gut, danach noch die Wäsche ausgewaschen und aufgehängt und dann aber schnell los ist die Stadt. Durst! Hunger!
Oberste Priorität auf der Suche nach einer Bar war Schatten!!!! Haben wir auch gefunden und das Nichtstun genossen. Die restlichen Etappen samt Unterkünfte haben wir auch noch geplant bzw. gebucht. Ja, wollten wir eigentlich nicht machen, aber ab hier wird es wohl echt richtig voll und die Unterkünfte sind oft schon ausgebucht…
Gegen 19 Uhr wollten wir uns dann ne gute Tapasbar suchen, die Pimientos de Padron in der vorherigen Bar waren definitiv nicht ausreichend.
Naja, der gemeine Spanier geht halt erst so gegen 22 Uhr zum Essen und die meisten Restaurants oder Tapasbar machen gnädigerweise zwar gegen 20 Uhr für die Touris auf, aber wir hatten jetzt Hunger!!!
Das Schicksal hat uns an einen traumhaften Ort geführt und wir bekamen alle Wünsche erfüllt, inklusive Sonnenuntergang. Das war für uns beide ein Highlightmoment des Tages.
Auf dem Rückweg zum Hostal sind wir durch eine Liveband angezogen worden und haben kurzerhand beschlossen, dass ein Drink noch geht. Biggi hat sogar einen Aperol Spritz bekommen, was es in Spanien, außerhalb der Touristenzentren eher selten gibt. Kaum waren die Drinks bestellt, haben die Jungs zum Spielen aufgehört!!!! War wohl nur ein etwas ausgedehnter Soundcheck… Egal, war trotzdem schön dort und immerhin haben wir noch einen Stempel bekommen. Dieser ist auch sehr einzigartig, weil der hässlichste überhaupt 😉
Als wir zurück im Zimmer waren, mussten wir noch die Wäsche vom Balkon ins Zimmer umhängen, aber danach sind wir schnell in die Heia.
Fazit: Laufpensum 18 Kilometer und der erste Eindruck ist nicht immer der richtige!
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