Tag 8 von Tui nach O Porriño
Um 6 Uhr hat uns der Wecker aus dem Bett geholt, wir wollten früh los, da es heute mal wieder etwas mehr Kilometer waren. Nachdem wir alles zusammengepackt haben und unseren letzten Kaffeebeutel aufgebraucht hatten, waren wir sehr verwundert, dass es immer noch so dunkel war. Sonst hatte es um 7 Uhr doch schon gedämmert…. Biggi kam sofort drauf: Zeitverschiebung! Seit Spanien sind wir eine Stunde später, also deutsche Zeit! Naja, ganz umsonst kann das Abi ja auch nicht gewesen sein 😉 (Morgen, wenn Biggi den Blog liest, haut sie mich an der Stelle!)
Ja, es war der letzte Kaffeebeutel und mit jedem Tag, wird der Rucksack gefühlt schwerer. Also habe ich mich heute Morgen, schweren Herzens von meinem Wasserkocher, samt Wackenbecher getrennt. Findet ein schönes, liebevolles, neues Zuhause. Ihr habt mir lange Zeit guten Dienst geleistet…
Kurz nachdem wir unser Hostal verlassen haben sind wir schon auf einen Waldweg gelangt. Es war stockdunkel, aber schön ☺️
Nach einer kurzen Etappe auf der Straße ging es wieder für ca. 4 Kilometer durch einen Wald. Auffällig war, dass auf einmal sehr viel mehr Pilger unterwegs waren. Meist jedoch mit nur einem kleinen Rucksack, diejenigen, die mit Gepäckservice die letzten 100 km in Gruppen als Event wandern. Ist echt gewöhnungsbedürftig… Wir sind aber einfach so langsam gelaufen, dass uns alle überholt haben und so haben auch wir wieder auf „unseren Weg“ gefunden! Fast wieder alleine im Wald hörten wir leise, mystische Musik. Den Ort, den wir daraufhin vorgefunden haben lässt sich nicht beschreiben….
Aber von hier kam die Musik nicht! Mit jedem Schritt wurde es deutlicher erkennbar und kurz darauf stand ein Mann mit Dudelsack im Wald, der diese einmalige Atmosphäre heraufbeschworen hat. Dort haben wir auch einen Stempel als Erinnerung bekommen und sind völlig beseelt weitergegangen.
Noch mit diesem wunderbaren Gefühl hat Biggi bei Kilometer 6 ein Café entdeckt. Es war, von den Heerscharen von Pilgern abgesehen, an die wir uns noch gewöhnen müssen ein wirklich traumhafter Ort. Mitten in einem ganz liebevoll gestalteten Garten gab es Kaffee und das erste „spanische Frühstück“.
Nur schwer konnten wir uns trennen, aber es lagen noch ein paar Kilometer vor uns… Der weitere Weg war wunderschön und wir haben jeden einzelnen Schritt genossen. Trotz vorhergesagtem Regen hat uns nur die Sonne begleitet. Hin und wieder sah es danach aus, aber wir blieben den ganzen Weg trocken.
Bei Kilometer 12 kam wie gerufen die nächste Bar. Es war 11:30 Uhr und tief in mir erklang eine Stimme: „irgendwo auf dieser Welt ist schon 12, ich hätte Lust auf ein Radler“ als Biggi sagte: „hm, ich hätte jetzt mehr Lust auf ein Radler“ 😂 und so sollte es sein! Sogar „Tapas“ gab es zum Getränk dazu, traditionell galizisches Callo. Sehr lecker 😋
Es kamen immer mehr Pilger dazu und irgendwann hatte man das Gefühl im Münchner Hofbräuhaus zu sitzen als auf dem Camino unterwegs zu sein. Gehört wohl dazu, aber wir sind trotzdem geflüchtet 😉
Die letzten Kilometer waren nicht mehr so schön. An manchen Stellen gibt es zwei ausgewiesene Wege und an einem solchen hat ein Autofahrer gehupt und in eine Richtung gewiesen. Hatte wohl gesehen, dass wir unschlüssig waren und wir sind der angewiesenen Richtung gefolgt. Nicht so schön, aber kürzer.
Das gebuchte Apartment ist sehr schön und wir haben sogar ne Waschmaschine. Natürlich haben wir das ausgenutzt und erstmal gewaschen.
Als die Wäsche aufgehängt und wir auch geduscht waren sind wir los die Stadt zu erkunden. Das hat nicht lange gedauert, viel Schönes gab es nicht zu sehen… Um es kürzer zu machen: am Ende des Tages waren wir 3x in der gleichen Bar, hatten nen Stop in einer Cerveceria zum Abendessen an der Straße, aus welcher wir geflüchtet sind, wie die Bedienung eine Tafel für ca. 30 Personen hergerichtet hat. Nochmals zur Erinnerung: Spanier sind laut und 30 an einem Tisch unvorstellbar. Also noch einen Absacker in Little Venedig (die Tauben sind sogar auf besetzte Tische geflogen!) bevor wir noch vor Sonnenuntergang im Apartment in die Schlafklamotten gesprungen sind.
Wir wollen morgen wieder früh los, da unser Ziel Redondela wohl sehr schön sein soll und wir möglichst viel davon haben möchten.
Fazit: Laufpensum 21 Kilometer, genieße jeden Moment da morgen alles anders sein kann.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen