Geschafft!!! Tag 14, angekommen in Santiago de Compostela

Der Morgen hat uns ohne Regen, aber mit dichtestem Nebel begrüßt. Ein letztes Mal „ordentlich“ packen für die letzten Kilometer mit Rucksack.

Um 7 Uhr haben wir die Unterkunft verlassen, nach einer ungewöhnlich ruhigen Nacht.

Durch dichtesten Nebel und im Dunkel, auf der Suche nach den Pfeilen, sind wir recht schweigsam die ersten Kilometer gelaufen. Ein Gemisch aus Wehmut, dass es nun endet und der Erwartung wie das Ankommen wird, hat uns die restlichen 8 Kilometer begleitet.

Bald schon haben wir die Stadtgrenze von Santiago erreicht. Da es immer noch sehr neblig war, konnten wir die Kathedrale nicht sehen und sind einfach immer weiter stadteinwärts gelaufen. So super der Weg auch bis hierhin ausgewiesen war, in Santiago selbst gab es kaum mehr Hinweise. Und da wir schon so früh dran waren, blieben die Pilgerströme noch aus, denen man hätte folgen können. Durch eine Gasse laufend mit Souvenirläden wie Sand am Meer und jeder Menge Touristen, konnten wir am Ende schemenhaft die Kathedrale erahnen.

Ok, da waren wir nun also angekommen. Der erwartete mystische Moment blieb aus und so ein bisschen enttäuscht waren wir, glaube ich, beide. Selbstverständlich haben wir das obligatorische Foto vor der Kathedrale gemacht.

Anschließend machten wir uns auf die Suche nach dem Pilgeroffice, wo wir unsere Compostela abholen konnten. Dieses war direkt um die Ecke und auf dem Bildschirm wurde angezeigt, dass heute (10 Uhr) schon 231 Pilger angekommen sind. Zuerst mussten wir uns digital registrieren, bekamen eine Wartenummer wie auf dem Amt ausgedruckt und schon kam eine die uns Richtung Büro gescheucht hat. Keine Minute später wurden schon unsere Nummern angezeigt! Den Raum mit 15 Tresen, hinter denen wie am Fließband die Urkunden ausgedruckt werden und der letzte Stempel im Pilgerpass ergänzt wird, haben wir, unsere Urkunden in der Hand, 5 Minuten später schon wieder verlassen. Auch hier war es wenig „romantisch“ und viel zu nüchtern. Trotzdem waren wir beide sehr stolz ☺️

Bis zur Pilgermesse um 12 hatten wir noch Zeit für einen Kaffee und ein Pastel de nata. Danach haben wir unsere Rucksäcke in einem der Souvenirläden gelassen, die einen Aufbewahrungsservice angeboten haben, um anschließend in die Messe zu gehen. 40 Minuten vor Beginn war davor schon eine jenseits Schlange. Wollten die etwa alle zur Messe???? Haben wir da wirklich alle Platz??? Ja, die wollten alle und ja, wir hatten alle Platz! Zwar stehend, aber die Kathedrale ist wirklich riesengroß.

Zu Anfang wurden alle Nationalitäten der heute angekommenen Pilger nach den einzelnen Caminos verlesen. Danach fand eine ganz typisch katholisch verlaufende Zeremonie auf Spanisch statt. Und wir hatten wirklich Glück, irgendein Festtag war heute in Santiago, sodass wir den Botafumeiro tatsächlich in Aktion erleben durften. Ein riesiger Weihrauchkessel (laut Internet 1,5 Meter groß und 53 Kilo schwer) wird unter der Decke quer durch das Kirchenschiff geschwungen.

Als wir die Kathedrale wieder verlassen haben, erwartete uns ein blauer Himmel und Sonne. In der Bar hinter der Kathedrale haben wir uns ein Sonnenplätzchen gesucht und zur Feier des Tages einen Cava gegönnt. Ab da kamen dann auch endlich die Glücksgefühle auf. Biggi hat sich den Umzug danach angesehen, währenddessen ich bei einem 2. Cava die nassen Socken in die Sonne gestreckt habe 😉

Dann war Zeit unsere Rucksäcke wieder abzuholen und unsere Unterkunft aufzusuchen. Diese lag wirklich super zentral, nur 5 Minuten von der Kathedrale entfernt, und ein Blick aus dem Fenster, runter zur Straße, ließ mich erleichtert ausrufen „juhu, keine Bar zu sehen, das wird bestimmt eine ruhige Nacht“!

Die restlichen Stunden sind wir erst quer durch sämtliche Souvenirläden gestöbert und haben uns mit wärmeren Sachen eingedeckt (jetzt muss es ja nicht mehr kilometerweit getragen werden). Danach sind wir in einen Park gelaufen, von dem man einen sensationellen Blick auf die Kathedrale hat und haben dort die Ruhe genossen, bevor wir wieder zurück ins Getümmel sind.

Auch machten wir nochmal ein Foto vor der „sonnigen Kathedrale“ ☺️


Es ist schon sehr gewöhnungsbedürftig, wenn man aus dieser Stille und Ruhe (zumindest meistens) des Pilgerns, auf einmal in so einen Massentourismus eintauchen muss. Und wir waren auch beide sehr glücklich darüber, dass wir am nächsten Tag noch für 2 Tage Zeit haben nach Finisterre zu fahren. Der Ort am Ende der Welt!

Nach einem Abendessen, etwas abseits der großen Massen, ist Biggi ins Zimmer und ich nochmals los in die Bar vom Mittag. Beim Verlassen der Unterkunft kamen mir schon mindestens 6-8 Jungs, schwer bepackt mit Einkaufstüten entgegen und ich dachte noch, hoffentlich sind die nicht bei uns untergebracht! Wir hatten zwar ein Doppelzimmer, aber mit Gemeinschaftsräumen…

Als ich dann später zurückkam, war ich erleichtert, es war dunkel im Aufenthaltsraum und kein Mensch zu sehen. Im Zimmer dann, wurde ich von einem jenseits Lärm erwartet! Oh nein, nicht doch ne Bar auf der Straße!!! Bis morgens um 5 Uhr ließ der Lärm nicht nach und wer spanische Bars und Menschen kennt, weiß wie laut auch nur 3 davon sein können!!!! Und das waren definitiv mehr 🙈

Um es vorwegzunehmen, auf der Straße war wirklich keine Bar, aber die Jungs vom Vorabend vermutlich im Apartment unter uns. Und die haben ihre Ankunft ordentlich gefeiert!

Fazit: Laufpensum 20 Kilometer und merke, niemals eine Großstadt am Samstag einplanen, wenn man gerne schlafen möchte 😉

Kommentare

  1. Glückwunsch ihr Lieben 💕 Das muss echt ein erhabenes Gefühl sein. Freu mich so für euch 😘

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  2. Angekommen!! "Stolz wie Bolle" steht ihr vor der Kirche, das könnt ihr auch sein, mit der Leistung. Alles Liebe, Glückwunsch und habt eine gute Heimreise😘👋

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