Der Himmel weint, Tag 13 von Ponte Valga nach O Milladoiro
Diesesmal war meine Nacht sehr gut, dafür aber hat Biggi sehr schlecht geschlafen. Das Bett hat unglaublich gequietscht und die Gerüche aus dem anliegenden Badezimmer waren definitiv sehr grenzwertig…. Zumindest konnten wir uns morgens einen Kaffee machen um einigermaßen in die Gänge zu kommen! Von den Resten unseres Abendessens konnten wir uns sogar noch Bocadillos als Wegzehrung machen und mit je 1,5 Liter Wasser bewaffnet konnte es losgehen auf unsere letzte, große Etappe. Wenn wir die gemeistert haben, bleiben noch lockere 8 Kilometer für den Samstagmorgen bis Santiago.
Vor der Türe haben wir uns gleich die Ponchos übergeworfen, scheinbar hat die Regenradar-App leider doch recht… demnach soll es heute wohl den ganzen Tag regnen. Es hat auch erst nur fein genieselt und außerdem hatten wir in den letzten 12 Wandertagen nur 1-2 Stunden Regen. So machen wir auch die Erfahrung, gehört doch irgendwie dazu.
Nach knapp 4 Kilometer, der Regen wurde schon etwas stärker, haben wir ein süßes Café gefunden. Nach dem Stop ging es noch weitere 8 Kilometer entweder an vielbefahrenen Straßen entlang oder durch nicht gerade schön anmutende Randbezirke größerer Städte. Unsere Sorge, dass es uns sehr schwer fallen wird, die letzte Etappe zu gehen, wurde uns durch diese Umstände und den ständigen Regen genommen… An einer Bushaltestelle konnten wir im Trockenen unsere Bocadillos essen und den wirklich ganz wenigen Pilgern nachsehen. Es waren heute fast keine Mitpilger zu sehen, wir vermuten, dass die meisten eine Ortschaft weiter übernachtet haben und schon früh los sind um die knapp 30 Kilometer nach Santiago runterzureißen. Wohingegen wir uns noch eine Nacht gönnen um morgen früh ganz entspannt dort anzukommen.
Eben nach der Hälfte wurde der Weg zusehends schöner und so sind wir die letzten 12 Kilometer wieder durch Wald und Wiesen gestapft. Nur die Wolken blieben eisern am Himmel und haben Liter um Liter Wasser über uns ergossen.
Zum ersten Mal haben wir auch eine Gruppe zu Pferd gesehen, das war schon beeindruckend. Sonst gibt es nicht wirklich viel über die heutige Etappe zu sagen, an der Stelle einfach ein paar Fotos:
Angekommen in unserem Domizil waren wir sehr froh endlich aus den nassen Klamotten und Schuhen zu kommen. Die heiße Dusche tat unheimlich gut, denn neben nass war es hier im Norden Spaniens auch sehr kühl.
Tatsächlich gab es eine kleine Regenpause und so sind wir in die Kneipe, die zur Pension gehört um noch einen Stempel zu holen und ein Radler zu trinken. Anschließend sind wir die Stadt einmal hoch und wieder runter gegangen, um noch was Essbares zu finden. Nur waren die Restaurants/Tapasbars noch geschlossen und die offenen Kneipen boten nur Getränke an. In der letzten Option angekommen standen wir 12 grölenden Kindern gegenüber die dort Kindergeburtstag gefeiert haben. Mein Karma schlägt mal wieder zurück 🙈 Auf die Frage ob wir hier was zu essen bekommen, schüttelte der Kellner den Kopf. Fast schon verzweifelt hab ich nur „Donde?“ (übersetzt „Wo“) rausgebracht, für einen kompletten Satz schon zu schwach. Daraufhin hat er das Handy gezückt, gegoogelt, irgendwo vergeblich angerufen und danach seinen Chef was gefragt. Wir müssen wirklich sehr bedauernswert ausgesehen haben, denn nach einem kurzen Blick auf uns nickte er dem Kellner zu, der uns an einen Tisch gebracht hat (noch nicht mal das Licht war erst in dem Raum an!).
Zur Auswahl hatten sie Suppe, Lamm oder gekochten Schinken. Wir haben uns beide für Lamm entschieden, Dann kam die Frage Suppe oder Salat. Wir brauchten keine Vorspeise, aber irgendwann haben wir kapiert, dass es zum Menü gehört! Na gut, dann einmal Suppe, einmal Salat.
Als der Kellner uns dann den riesigen Pott Suppe auf den Tisch gestellt hat, haben wir so ungläubig geschaut, dass uns der Kellner die Hand getätschelt hat. Vermutlich als Beruhigung, dass wir nicht alles essen müssen 🙈 Die Portion Lamm mit Kartoffeln war ebenso riesig und am Ende waren wir wirklich pappsatt. Sowohl der Kellner wie auch der Chef kamen immer wieder zu uns an den Tisch und haben sich vergewissert, dass es uns schmeckt und es uns an nichts fehlt. So rührig und herzlich, das war wirklich unser Highlight heute. Als der Kellner Feierabend hatte, kam er sogar extra zu uns, hat unser Händchen gedrückt und uns einen Buen Camino gewünscht! Und auch der Chef hat sich, nachdem wir bezahlt haben, persönlich von uns mit den Worten „Guten Morgen“ verabschiedet 😂 Dann gabs noch ne kurze Deutschstunde und mit einem lachenden Ciao, sind wir wieder Richtung Zimmer gehumpelt. Eh klar, dass es wieder angefangen hat zu regnen, aber sollen die Wolken gerne alles Wasser was sie haben abwerfen, damit wir morgen trocken nach Santiago kommen ☺️
Fazit: Laufpensum 29 Kilometer und es gibt Wunder doch! Der Camino hat uns mit allem versorgt was wir gebraucht haben.
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